Beschlussantrag:
Vom Bericht zur Entwicklung der Schülerzahlen an den Beruflichen Schulen in Trägerschaft des Main-Tauber-Kreises wird Kenntnis genommen.
1. Sachverhalt
Bildungsangebote der Beruflichen Schulen im
Main-Tauber-Kreis
In Trägerschaft des Landkreises befinden sich drei
berufliche Schulstandorte (Tauber-bischofsheim, Bad Mergentheim, Wertheim) mit
sechs operativ eigenständigen Schulen bzw. einem Schulzentrum.
Ø
Bad Mergentheim
Ø
Kaufmännische Schule Bad Mergentheim
Ø
Gewerbliche Schule Bad Mergentheim
Ø
Schule für Ernährung.Pflege.Erziehung (EPE) Bad
Mergentheim
Ø
Tauberbischofsheim:
Ø
Kaufmännische Schule Tauberbischofsheim
Ø
Gewerbliche Schule Tauberbischofsheim
Ø
Wertheim
Ø
Berufliches Schulzentrum Wertheim
Schülerzahlen der Beruflichen Schulen im
Main-Tauber-Kreis im Schuljahr 2022/2024
Schulstandort |
Gewerbliche
Schulen |
Kaufmännische
Schulen |
EPE/Hauswirt -schaftliche
Schulen |
Summen Standorte |
Bad Mergentheim |
1.121 |
914 |
690 |
2.725 |
Tauberbischofsheim |
542 |
586 |
- |
1.128 |
BSZ Wertheim |
286 |
360 |
135 |
781 |
Summen |
1.949 |
1.860 |
825 |
|
Gesamtzahl alle
Schulen |
|
|
|
4.634 |
Entwicklung der Schülerzahl an den
Beruflichen Schulen in Trägerschaft des Main-Tauber-Kreises
Von 4.889 Schülerinnen und Schülern im Jahr 1998 war die Schülerzahl an den Beruflichen Schulen bis 2008 kontinuierlich angestiegen und erreichte ein Maximum im Schuljahr 2008/2009 mit 5.870 Schülern. Seitdem gingen die Schülerzahlen aufgrund der demographischen Entwicklung auf 4.634 Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2022/23 zurück. Das Statistische Landesamt rechnet ab etwa 2025/26 mit einem leichten Anstieg der Schülerzahlen an Beruflichen Schulen, anschließend mit leicht schwankenden Zahlen bis Ende der 2020er Jahre. Ab etwa 2030 wird mit einem deutlichen Anstieg der Schülerzahlen an den Beruflichen Schulen gerechnet, die bis etwa 2035 wieder nahezu das Niveau des Maximums Anfang der 2010er Jahre erreichen sollen.
Schülerzahl an den Beruflichen Schulen in
Trägerschaft des Main-Tauber-Kreises 1998 bis 2023
Regionale Schulentwicklung gemäß Vorgaben
des Kultusministeriums Baden-Württemberg
Die Schülerzahlen werden in Baden-Württemberg durch die Regierungspräsidien im Auftrag des Kultusministeriums überwacht. Gemäß § 30 Schulgesetz Baden-Württemberg in Verbindung mit der Rechtsverordnung Berufliche Schulen (RSEbSVO) sind für Klassen/Bildungsgänge mit weniger als 16 Schülerinnen und Schülern in der jeweiligen Eingangsklasse sogenannte Hinweisverfahren einzuleiten. Diese Hinweisverfahren dauern bei Beruflichen Gymnasien zwei, bei den anderen Bildungsgängen an Beruflichen Schulen drei Jahre. Wird im zweiten bzw. dritten Jahr des Hinweisverfahrens die Mindestschülerzahl von 16 Schülerinnen und Schülern in den Eingangsklassen des Bildungsgangs nicht erreicht, so kann das Schulangebot zum darauf folgenden Schuljahr aufgehoben werden.
Geschlossen werden in der Regel Bildungsgänge vor allem dann, wenn das gleiche Bildungsangebot an mehreren Standorten im Landkreis vorhanden ist oder ggf. zusätzliche Lehrkräfte oder Ersatz für abgehende Lehrkräfte zum Erhalt des Bildungsangebotes eingestellt werden müssten.
Bisher geschlossene bzw. aufgehobene Bildungsgänge/Klassen
in den vergangenen Jahren aufgrund der geringen Schülerzahlen am jeweiligen
Standort (Regionale Schulentwicklung):
2019: Kaufleute im Einzelhandel an der Kaufm. Schule Tauberbischofsheim,
2021: Fleischer/Fleischereifachverkäufer/-innen in Bad Mergentheim,
2021: Industriekaufleute an der Kaufmännischen Schule in Tauberbischofsheim.
Aktuelle Kleinklassen
Im Schuljahr 2022/23 befanden sich an den Beruflichen Schulen im Main-Tauber-Kreis 18 Bildungsgänge/Berufe im sogenannten Hinweisverfahren, davon drei Bildungsgänge im dritten Jahr des Hinweisverfahrens: Die Bäcker/innen und die Bäckereifachverkäufer/innen sind aufgrund der Schließung der Berufe in Künzelsau aktuell nicht gefährdet. Das Hinweisverfahren beginnt im Schuljahr 2023/2024 wieder von vorne. Der dritte Bildungsgang im dritten Jahr des Hinweisverfahrens sind die Elektroniker für Geräte und Systeme an der Gewerblichen Schule in Bad Mergentheim (8 Schüler/innen). Hier sieht die Schulleitung eine gemeinsame Beschulung („Verklappung“) mit anderen Elektronikerberufen vor, um die Mindestschülerzahl von 16 Schülerinnen und Schülern zu erreichen (Die Verklappung muss zu mindestens 50 Prozent der Unterrichtszeit erreicht werden).
Kritisch gesehen werden derzeit vom Regierungspräsidium Stuttgart auch einige Kleinklassen, die an mehreren Standorten innerhalb des Landkreises unterrichtet werden:
· Einzelhandelskaufleute in Bad Mergentheim und Wertheim,
· Kaufleute für Büromanagement in Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim,
· Industriemechaniker (Gewerbliche Schulen Wertheim, Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim).
Hier prüft das Regierungspräsidium, ob mittelfristig mehrere Standorte erforderlich sind oder ob Standorte geschlossen werden können.
Ruhende Bildungsangebote
Das Technische Gymnasium Wertheim befand sich im abgelaufenen Schuljahr im ersten Jahr des Hinweisverfahrens mit 12 Schüler/innen. Die Anmeldezahlen waren mit 6 Schüler/innen für das Schuljahr 2023/24 nochmals deutlich geringer. Aufgrund von Gesprächen der Landkreisverwaltung und der Schulleitung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart konnte erreicht werden, dass das TG zunächst für ein Schuljahr ruht. Somit ruht auch das Hinweisverfahren. Ein gleichwertiger Bildungsabschluss (Allgemeine Hochschulreife) kann am BSZ Wertheim weiterhin am Wirtschaftsgymnasium sowie am Biotechnologischen Gymnasium erreicht werden.
Auch für die Zweijährigen Berufsfachschulen Fachrichtung Metalltechnik am BSZ Wertheim und an der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim waren die Anmeldezahlen sehr gering. Auch hier konnte in Gesprächen der Landkreisverwaltung und der Schulleitung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart erreicht werden, dass diese Bildungsgänge zunächst ruhen. Die angemeldeten Schüler/innen für diese Bildungsgänge wurden jeweils dahingehend beraten, sich für andere Bildungsgänge anzumelden, um den entsprechenden Abschluss (Mittlere Reife) zu erreichen. Als alternative Bildungsgänge stehen in Wertheim und Bad Mergentheim insbesondere die zweijährigen Berufsfachschulen für Elektrotechnik zur Verfügung.
Zusammenfassung und Fazit
Seit 2010 sind die Schülerzahlen an den
Beruflichen Schulen demographisch bedingt rückläufig. Ab ca. 2030 ist erneut
mit einem deutlichen, demographisch bedingten, Anstieg der Schülerzahlen zu
rechnen. Für die vorhandenen Schulen ist somit eine optimale Ausstattung und
Lernumgebung zu schaffen bzw. zu erhalten, um einerseits im Wettbewerb um
Schüler mit anderen Schulen zu bestehen und andererseits dem Fachkräftemangel
entgegen zu wirken. Bei Abwanderung von Schülerinnen und Schülern, bspw. an
Schulen in Würzburg oder in die Nachbarlandkreise, drohen Aufhebungen von
Bildungsgängen und damit einhergehend zusätzlicher Fachkräftemangel. Der
Schulstandort Main-Tauber-Kreis muss so attraktiv wie möglich eingerichtet
werden, um zusätzliche Schülerinnen und Schüler zu gewinnen. Auch aus diesen
Gründen sind neben den Gebäuden auch die Ausstattung der Schulen und die
Bewerbung, beispielsweise über Ausbildungsmessen, sehr wichtig.