Betreff
Bericht der Geschäftsführung
Vorlage
VGMT/044/2024
Aktenzeichen
3-797/VGMT
Art
Aufsichtsratsdrucksache VGMT

Beschlussantrag:

 

Der Aufsichtsrat nimmt den Bericht der Geschäftsführung zur Kenntnis.

 

1. Sachverhalt

1.1) Statusbericht Ruftaxiverkehre

Nach einer pandemiebedingten Delle in den Jahren 2020 und 2021, konnte bereits im Jahr 2022 eine deutliche Zunahme der Fahrgastzahlen im Ruftaxiverkehr verzeichnet werden. Im zurückliegenden Jahr stiegen die Nutzerzahlen auf über 38.000 Fahrgäste an und übertrafen das Vorjahresergebnis um knapp 20 Prozent. Bis einschließlich Juli nutzen ca. 25.600 Personen das bedarfsorientierte Verkehrsangebot. Dies entspricht einer erneuten Steigerung um ca. 25 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und übertrifft die Erwartungen. Somit werden auch im Jahr 2024 aller Voraussicht nach neue Spitzenwerte erreicht.

 

 

Wie bereits in zurückliegenden Berichterstattungen dargelegt, steigen mit einer höheren Inanspruchnahme auch die variablen Kosten des bedarfsorientierten Verkehrsangebots. Aufgrund der hohen Inanspruchnahme und der gleichzeitig gestiegenen Energie- und Personalkosten überstiegen die Gesamtkosten für den Ruftaxiverkehr im Jahr 2022 erstmalig den Wert von einer Million Euro. Durch Verrechnung von Zuschüssen des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar, des Landkreises Würzburg und der vereinnahmten Fahrgeldeinnahmen reduzieren sich die Kosten für den Main-Tauber-Kreis. Im Jahr 2023 lag der Landkreiszuschuss für den Bedarfsverkehr bei ca. 777.000 Euro (Vorjahr ca. 667.000 Euro). Im Wirtschaftsplan 2024 wurden 836.000 Euro eingeplant. Je nach Entwicklung, fallen in diesem Bereich ggfs. höhere Kosten an.

 

 

1.2) PENDLA

Der Main-Tauber-Kreis sowie alle Städte und Gemeinden im Landkreis haben zum 1. Januar 2023 die digitale Mitfahr-App „PENDLA“ eingeführt. PENDLA ist eine kommunale Mitfahrplattform für Städte, Gemeinden und Landkreise zur nachhaltigen Förderung von Fahrgemeinschaften auf dem täglichen Arbeitsweg.

 

Für die Pendlerinnen und Pendler ist die Nutzung der Mitfahrplattform kostenfrei. Die Finanzierung wird von der Landkreisverwaltung sowie den Städten und Gemeinden im Main-Tauber-Kreis getragen. Die Aufteilung der Fahrtkosten geschieht individuell zwischen Fahrer und Mitfahrern.

 

Bis Ende August 2024 verzeichnete die webbasierte Mitfahrplattform über 5.300 Besucher mit ca. 31.000 Seitenaufrufen. Zu diesem Zeitpunkt waren 760 User angemeldet (Jahreswechsel 500) und es hatten sich 54 Fahrgemeinschaften gebildet (Jahreswechsel 43). Die einfache Wegstrecke zwischen Wohn- und Arbeitsort beträgt je angemeldeter Pendlerin bzw. Pendler durchschnittlich 28,6 Kilometer. Somit ergibt sich eine Fahrstrecke von ca. 43.500 Kilometern je Arbeitstag. Laut Hochrechnungen des PENDLA-Systems werden alleine durch die bereits gebildeten Fahrgemeinschaften pro Jahr mehr als 1.300.000 Kilometer gegenüber dem Individualverkehr mit einer Person je PKW eingespart.

 

 

1.3) Statusbericht Mobilitätszentralen

1.3.1 Mobilitätszentrale Bad Mergentheim

Die Mobilitätszentrale in Bad Mergentheim wurde bereits im Dezember 2019 in Betrieb genommen und wird von der Westfrankenbahn betrieben. Die Mobilitätszentrale Bad Mergentheim ist ein Gemeinschaftsprojekt des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis, der Stadt Bad Mergentheim, der Westfrankenbahn, der Stadtwerk Tauberfranken GmbH, der Ansmann AG, des Taubermobil Carsharing e.V. sowie der VGMT. Die entsprechenden Vereinbarungen wurden für fünf Jahre abgeschlossen. Erste Gespräche über eine Fortführung der Mobilitätszentrale Bad Mergentheim sind bereits erfolgt.

 

1.3.2 Mobilitätszentrale Wertheim

Das Landratsamt Main-Tauber-Kreis hat im November 2020 an dem Förderaufruf „Innovationsoffensive Öffentliche Mobilität“ für Mobilitätszentralen im Landkreis teilgenommen und im August 2021 einen positiven Zuwendungsbescheid für die anteilige Finanzierung von Mobilitätszentralen in Lauda und Wertheim erhalten. Im Anschluss wurden Gespräche mit möglichen Partnern und den Stadtverwaltungen aufgenommen.

 

Die Mobilitätszentrale Wertheim wurde am 29. November 2022 feierlich eröffnet und nahm zum 1. Dezember 2022 den Betrieb auf. Die Mobilitätszentrale Wertheim ist ein Gemeinschaftsprojekt des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis, der Stadt Wertheim, der Firma Taxi Stemmer, der Stadtwerke Wertheim GmbH, der Ansmann AG, der VGMT und des VRN. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg fördert die Einrichtung und den Betrieb der Mobilitätszentrale Wertheim im Rahmen der „Innovationsoffensive Öffentliche Mobilität“. Der VRN bezuschusste die Einrichtung der Mobilitätszentrale mit 50.000 Euro.

 

Laut Auswertungen des Betreibers wurden in den Monaten Dezember 2022 bis August 2024 bereits über 3.900 Besucherinnen und Besucher in der Mobilitätszentrale Wertheim beraten. Über ein Drittel haben Fahrscheine gekauft. Davon entfielen 80 Prozent auf den Nah- und 20 Prozent auf den Fernverkehr. Etwa 65 Prozent der Besucher nahmen Beratungsdienstleistungen in Anspruch. Davon entfielen knapp 60 Prozent auf Fahrplan- und Tarifauskünfte, 24 Prozent auf die örtlichen Sharing-Angebote, 14 Prozent auf touristische bzw. sonstige Anfragen sowie fünf Prozent auf Ruftaxibuchungen.

 

1.3.3 Mobilitätszentrale Lauda

Seit der Inbetriebnahme der Mobilitätszentrale Lauda, am 10. Mai 2024, gibt es nun drei Mobilitätszentralen im Main-Tauber-Kreis. Die Mobilitätszentrale Lauda ist ein Gemeinschaftsprojekt des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis, der Stadt Lauda-Königshofen, der Stadtwerk Tauberfranken GmbH, der Ansmann AG, der VGMT und des VRN. Die Fördermodalitäten für die Mobilitätszentrale sind nahezu identisch zu dem Pendant in Wertheim.

 

Laut aktuellen Auswertungen wurden seit Mitte Mai bis Ende August 2024 bereits über 1.100 Besucherinnen und Besucher in der Mobilitätszentrale Lauda beraten. Etwa ein Drittel der Besucher hat sich über Nah- und Fernverkehrsfahrpläne informiert. Jeweils ca. 20 Prozent haben sich über das Tarifsortiment informiert bzw. einen Fahrschein gekauft. Tarifberatungen erfolgten zu großen Teilen im Bereich des Nahverkehrs. Fahrkartenverkäufe erfolgten zu ca. 50 Prozent im Nah-, zu ca. 10 Prozent im Regional- und zu 40 Prozent im Fernverkehr.

 

Mit Schreiben vom 27.08.2024 erhielt die Landkreisverwaltung den zweiten Änderungsbescheid zum Förderaufruf „Innovationsoffensive Öffentliche Mobilität“. Der Bewilligungszeitraum für die Mobilitätszentrale Lauda wurde in diesem Zuge bis zum 31.12.2025 verlängert.

 

 

1.4) Automatische Fahrgastzählsysteme

Mit Beschluss vom 25. Mai 2022 hat der Kreistag unter Vorbehalt der finanziellen Förderung durch das Land Baden-Württemberg der Einführung von Automatischen Fahrgastzählsystemen (AFZS) zugestimmt. Im Dezember 2023 konnten die Verdingungsunterlagen über die Lieferung, Installation und Inbetriebnahme von AFZS-Sensoren im EU Amtsblatt veröffentlicht werden. Ende Januar 2024 erfolgte die Angebotsöffnung bei der Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH (VRN). Im Rahmen eines Pilotprojekts wurden Anfang September die ersten drei Linienbusse, je ein Klein-, ein Solo- und ein Gelenkbus, mit entsprechenden Systemen ausgestattet. Die Ausstattung der weiteren Fahrzeuge sowie die Inbetriebnahme der Zählsysteme könnte voraussichtlich bis zum dritten Quartal 2025 erfolgen.

 

 

1.5) Statusbericht Umsetzung Clean Vehicle Directive - Betriebshofuntersuchung

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat einen Förderaufruf zum Umstieg auf Busse mit alternativen Antrieben und der für den Betrieb erforderlichen Infrastruktur veröffentlicht. Gefördert werden Machbarkeitsstudien zur Umstellung auf batterieelektrische und brennstoffzellenbasierte Antriebe. In Absprache mit der Landkreisverwaltung und der VGMT hat der VRN Ende Februar 2023 einen entsprechenden Förderantrag eingereicht. Im Rahmen der vorgesehenen Machbarkeitsstudie soll eine Beurteilung erfolgen, ob bzw. in welchem Maße die Bestandsbetriebshöfe für die Umstellung auf batterieelektrische Fahrzeuge geeignet sind.

 

Den Zuschlag für die Betriebshofuntersuchung erhielt das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI. Die Untersuchung startete Anfang März 2024 mit der Analyse der Busumläufe. Die Betriebshofbesichtigungen erfolgten in der Kalenderwoche 17. Eine erste Ergebnispräsentation ist für Mitte/Ende Oktober vorgesehen.

 

 

1.6) Personal VGMT

Zum 1. Mai 2024 wurden neue Mitarbeiter für die Mobilitätszentrale Lauda eingestellt.

 

Nachdem der bisherige Sachgebietsleiter in der Fahrplanung zum 30. Juni 2024 gekündigt hat, konnte die Stelle lückenlos zum 1. Juli 2024 neu besetzt werden.

 

 

3. Finanzielle Auswirkungen

Zu 1.1) Statusbericht Ruftaxi

Mit steigender Inanspruchnahme steigen auch die Gesamtkosten des bedarfsorientierten Verkehrsangebots. Im Wirtschaftsplan 2024 wurden 836.000 Euro eingeplant. Gemäß aktueller Kostenprognose belaufen sich die Kosten für das Jahr 2024 vsl. auf ca. 886.000 Euro.

 

Zu 1.2) PENDLA

Die jährlichen Kosten für die PENDLA Mitfahrplattform belaufen sich auf ca. 16.000 Euro. Die Kosten werden der VGMT zu jeweils 50 Prozent durch den Landkreis sowie die Städte und Gemeinden erstattet. Die digitale Mitfahrplattform ist für die VGMT somit ergebnisneutral.

 

Zu 1.4) Automatische Fahrgastzählsysteme

Nach Abzug der voraussichtlichen Landesförderung verbleiben Netto-Investitionen in Höhe von ca. 36.000 Euro. Die anfallenden Betriebskosten in Höhe von voraussichtlich 36.600 Euro werden der VGMT jährlich im Rahmen des Defizitausgleichs erstattet. Das Pilotprojekt im Jahr 2024 wird durch die Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH vorfinanziert.

 

Zu 1.5) Statusbericht Umsetzung Clean Vehicle Directive - Betriebshofuntersuchung

Gemäß Zuwendungsbescheid des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, vom August 2023, erhält der VRN eine Zuwendung aus dem Sondervermögen „Klima- und Transformationsfonds“ in Höhe von 50,00 v. H. der zuwendungsfähigen Ausgaben, jedoch höchstens 34.944 Euro. Die nicht durch die Bundesförderung abgedeckten Kosten werden zudem von der Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH bezuschusst. Im Wirtschaftsplan 2024 der VGMT wurden 20.000 Euro für die Erstellung der Machbarkeitsstudie eingestellt.

 

Zu 1.6) Personal VGMT

Der neue Stelleninhaber wurde in EG 9a, Stufe 1 eingestellt. Der bisherige Stelleninhaber wurde in EG 9c, Stufe 2 vergütet. Hierdurch sowie aufgrund der zeitlich verzögerten Einstellung der Mitarbeiter der Mobilitätszentrale Lauda ergeben sich Minderausgaben im Personalbereich.

 

 

 

 

 

4. Klimarelevanz

Einschätzung der Klimarelevanz:

Auswirkungen auf den Klimaschutz

positiv

keine

negativ

 

Bei positiven und negativen Auswirkungen des Beschlusses bzw. der Maßnahme auf den Klimaschutz:

Treibhausgas (THG)-Ausstoß in CO2-eq

Erhebliche Reduktion

Geringfügige Reduktion

Geringfügige Erhöhung

Erhebliche

Erhöhung

 

Wer ÖPNV nutzt, vermeidet Individualverkehr und trägt aktiv zum Umweltschutz bei.

 

Verfasser/-in: Thorsten Haas

Bereich/Amt: Verkehrsgesellschaft Main-Tauber mbH (VGMT)

Dezernatsleitung:  Ursula Mühleck