Beschlussantrag:
Der
Aufsichtsrat nimmt den Bericht der Geschäftsführung zur Kenntnis.
1.
Sachverhalt
1.1) Rückschau 9-Euro-Ticket
Laut Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wurden in den Monaten Juni bis
August bundesweit mehr als 62 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft. Davon erhielten zehn Millionen Menschen die Ermäßigung automatisch über
bestehende Abonnements. Die
Meinungen und Erkenntnisse zu dem Aktionsticket reichen von „Voller Erfolg“ bis
„Personal und Infrastruktur an der Belastungsgrenze“ bzw. „Versäumnisse der
Vergangenheit offengelegt“. Trotz der staatlichen Investition von mindestens
2,5 Milliarden Euro ist es nicht in hohem Maße dazu gekommen, dass Pendlerinnen
und Pendler vom Auto auf Bus und Zug umgestiegen sind. Vielmehr zeigen
Erhebungen und Erfahrungen, dass das 9-Euro-Ticket vorwiegend für zusätzliche
Freizeitfahrten genutzt worden ist, welche ohne dieses Angebot vielfach gar
nicht stattgefunden hätten.
Im Main-Tauber-Kreis
wurde das 9-Euro-Ticket ebenfalls stark genutzt. Fahrgastzuwächse wurden
vornehmlich auf den Bahnstrecken und den Bushauptachsen verzeichnet. Bei der
VGMT und den Busunternehmern wurden mehr als 4.500 Tickets verkauft. Wenn man
zu den Barverkäufen die bestehenden Abonnements hinzuaddiert, wurden alleine in
der VGMT-Geschäftsstelle in Lauda 22.500 Aktionstickets verkauft. Im
Ruftaxiverkehr wurden im Juni und Juli Rekordfahrgastzahlen erreicht. Knapp die
Hälfte der Ruftaxi-Fahrgäste war im Besitz eines 9-Euro-Tickets.
Besonders
die Bestandskundinnen und -kunden profitierten von der Einführung des
9-Euro-Tickets. Im Zeitraum Juni bis August wurden ebenfalls die Preise aller
Fahrkarten-abonnements auf 9 Euro reduziert. Somit konnten die betroffenen
Familien und Berufstätigen im Landkreis durch den Einsatz von Steuergeldern um
knapp 640.000 Euro entlastet werden.
Die
Einfachheit in der Tarifstruktur und die bundesweite Anerkennung des
Aktionstickets kann durchaus positiv bewertet werden. Hierdurch konnten
zusätzliche Nutzerinnen und Nutzer auf den ÖPNV aufmerksam gemacht werden.
Diese haben sich teilweise erstmals mit den ÖPNV-Angeboten vor Ort befasst und
genutzt. Damit aber eine echte Verkehrswende gelingen kann, bedarf es neben
weiteren attraktiven und verständlichen Tarifangeboten einer grundlegenden
Weiterentwicklung der Infrastruktur, weiteren Taktverdichtungen, einer
ausreichenden Personalausstattung sowie niederschwelligen
Informationsangeboten.
1.2) Statusbericht Ruftaxiverkehre
Mit Beginn
der Corona Pandemie sind die Fahrgastzahlen im Ruftaxiverkehr phasenweise stark
zurückgegangen. Die Schließung von Freizeiteinrichtungen und Gaststätten,
zwischenzeitliche Ausgangsbeschränkungen, ein geändertes Mobilitätsverhalten
der Bürgerinnen und Bürger sowie die Reduzierung der maximal zulässigen
Fahrgastkapazitäten wirkten sich unmittelbar auf die Inanspruchnahme und die
durchschnittlichen Besetztzahlen des Verkehrsangebots aus. Seit August letzten
Jahres haben sich die Fahrgastzahlen auf einem hohen Niveau stabilisiert.
Bereits in den Monaten März bis Mai konnte ein Anstieg der Nutzerzahlen
festgestellt und neue Rekordergebnisse erzielt werden. Mit Einführung des
9-Euro-Tickets zog die Inanspruchnahme der Ruftaxiverkehre nochmals an. Der
bisherige Höchstwert von 3.351 Fahrgästen wurde im Juli 2022 erzielt. Circa 50
Prozent der Ruftaxifahrgäste waren im Besitz eines 9-Euro-Tickets.
Mit dem
Anstieg der Nutzerzahlen und der gebuchten Fahrten steigen auch die variablen
Kosten des Verkehrsangebots. Im Jahr 2021 betrug der Anteil der Grundvergütung
der Ruftaxiunternehmen durchschnittlich 48 Prozent und der Anteil der variablen
Vergütung lag bei 52 Prozent. Im Jahr 2022 lag der Wert der Grundvergütung bei
41 Prozent und die variable Vergütung bei 59 Prozent. Bei Betrachtung des
9-Euro-Ticket-Aktionszeitraums verschieben sich die Anteile der Grundvergütung
auf 39 Prozent und die Anteile der variablen Vergütung auf 61 Prozent. Die
Gesamtkosten des Ruftaxisystems für den Main-Tauber-Kreis steigen laut aktueller
Prognose auf voraussichtlich 615.000 Euro. Ursprünglich veranschlagt waren
565.000 Euro. Die Mehrkosten sind für die Gesellschaft an sich erfolgsneutral,
erhöhen jedoch den Aufwand des Landkreises.
Aufgrund der Kostensteigerungen im Ruftaxiverkehr, der coronabedingten
Mindereinnahmen sowie der Energiekostensteigerungen wurde die geplante
Taktverdichtung der Ruftaxiverkehre zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022
vorerst verschoben. Die weiteren Entwicklungen werden abgewartet und
entsprechend berücksichtigt.
1.3) Statusbericht Mobilitätszentralen im
Main-Tauber-Kreis
Bezüglich der Mobilitätszentrale Lauda
befinden sich die Landkreisverwaltung und die VGMT in fortlaufenden Gesprächen
mit den aktuellen und möglichen neuen Eigentümern des Bahnhofs, des
Strabag-Gebäudes und des ehemaligen Postgebäudes sowie der Stadt
Lauda-Königshofen. Prognosen über den weiteren Verlauf sind aufgrund teilweise
noch nicht erfolgter Eigentümerwechsel, der Beauftragung von
Schadstoffgutachten, Denkmal- und Brandschutzbelangen sowie der aktuellen
Situation auf dem Handwerker- und Baumaterialmarkt kaum möglich. Ziel bleibt
unverändert ein zeitnaher Umzug der VGMT-Geschäftsstelle in eines der oben
aufgeführten Gebäude.
Am Bahnhof Bad Mergentheim wird bereits seit
mehreren Jahren eine Mobilitätszentrale betrieben. Dank der finanziellen
Unterstützung des Main-Tauber-Kreises und der Stadt Bad Mergentheim konnten die
vertraglich geforderten Wochenöffnungszeiten auf 51,5 Stunden erweitert werden.
Bereits im Juni 2020 wurde das Verkehrs- und Beratungsangebot um einen E-Auto-
und E-Bike-Verleih erweitert. Voraussichtlich im ersten Quartal 2023 wird das
E-Auto ersetzt. In diesem Zuge wird auch das Verleihsystem umgestellt. Ab dann
kommt in Bad Mergentheim ebenfalls das Hintergrundsystem der Firma MOQO zum
Einsatz.
1.4) Betreiberwechsel beim NightLife-Shuttle
Zum 1.
September erfolgte ein Betreiberwechsel der NightLife-Linie 989 Wertheim –
Würzburg. Neuer Betreiber ist die Firma Seitz mit Sitz in Külsheim. Der
bisherige Betreiber, die Firma AURO aus Hasloch, kann die Linie aus personellen
Gründen leider nicht mehr fortführen. Die bisher gemeinsam betriebene
NightLife-Linie 990 Tauberbischofsheim – Würzburg wird seit dem 1. September
durch die Firma Eisenhauer mit Sitz in Tauber-bischofsheim betrieben. Bisher
wurden die Fahrten der Linie 990 abwechselnd durch die Firmen Eisenhauer und
Seitz produziert. Es zeichnet sich bereits seit mehreren Jahren ab, dass die
Durchführung von Abend- und Nachtverkehren zunehmend schwieriger wird.
1.5) Neues Abo-System
Wie in der
56. Aufsichtsratssitzung berichtet, hat die VGMT ein neues
Vertriebs-hintergrundsystem angeschafft. Die Anwenderschulungen für die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der VGMT erfolgten im April dieses Jahres.
Aufgrund von Verzögerungen bei der Migration der Bestandsdaten musste die
Inbetriebnahme verschoben werden. Die Abwicklung der 9-Euro-Tickets erfolgte
somit noch im Bestandssystem. Seit dem 1. September arbeitet das Abo-Center
ausschließlich mit dem neuen System. Die Neukundinnen und Neukunden werden
bereits seit dem 1. August in dem neuen System erfasst. Nach der erfolgreichen
Inbetriebnahme des Abo-Systems sollen zeitnah die Mandanten für die
Schulsekretariate sowie die Onlinezugänge für die Bestandskunden umgesetzt
werden.
1.6) 25 Jahre VGMT
Am 27. Mai
2022 „feierte“ die Verkehrsgesellschaft Main-Tauber (VGMT) ihren 25.
Geburtstag. Anlässlich des Jubiläums konnten die Bürgerinnen und Bürger an
diesem Tag die Bus- und Ruftaxiangebote im Landkreis kostenfrei nutzen.
Am 1. Juli
fand im i_Park in Lauda ein Jubiläumsfestakt statt. Landrat Christoph Schauder,
Verkehrsminister Winfried Hermann MdL und Sebastian Seitz, stellvertretend für
die privaten Busunternehmer im Landkreis, gratulierten zu diesem Jubiläum. Prof. Dr. Heiner Monheim vom Institut für
Raumentwicklung und Kommunikation in Trier hielt einen Impulsvortrag. Während
der Veranstaltung konnten die Gäste unter anderem auch an Rundfahrten mit den
ausgestellten Linienbussen aus den Jahren 1962 bis 2019 teilnehmen. Anlässlich
des Jubiläums wurde eine Jubiläumsbroschüre aufgelegt und es erschien eine
Jubiläums-sonderseite in den Fränkischen Nachrichten.
Am 24. Juli
nahm die VGMT mit einem Infostand an der Messe fn-mobil in Tauberbischofsheim
teil. Besonderes Highlight war eine Buspulling-Aktion, welche zunächst für
einen geschlossenen Teilnehmerkreis zur Verfügung stand. Im Laufe der
Veranstaltung konnten alle Veranstaltungsbesucherinnen und -besucher ihre Kraft
unter Beweis stellen.
Für die
Monate Juli und August wurden über Facebook und im Rahmen der Messe fn-mobil 70
9-Euro-Tickets verlost.
1.7) Marketing und Infotermine
Zusätzlich
zu den regulären Marketingaktivitäten sowie den Aktionen zum 25-jährigen
Jubiläum nahm die VGMT an verschiedenen Informationsveranstaltungen und
Gesprächsterminen teil:
·
März: Kommunalpolitischen Treffen
von Bündnis '90 / Die Grünen Kreisverband Main-Tauber zum Thema Mobilität.
Austausch mit Silke Gericke MdL (Sprecherin für Verkehr) und Michael Joukov MdL
(Sprecher für Bahnpolitik)
·
Mai: Zukunftsforum der CDU
Wertheim zum Thema Mobilität im Ländlichen Raum.
·
Juli: Besuch der
VGMT-Geschäftsstelle durch Vertreterinnen und Vertreter der Jungen Union
Lauda-Königshofen.
·
September: Klaus Ranger MdL (SPD)
besuchte die Mobilitätszentrale Bad Mergentheim im Rahmen seiner Sommer-Tour
2022 – Schwerpunktthema Mobilität.
·
September: Infostand auf der
AGIMA-Messeshow im Rahmen der Königshöfer Messe.
·
Oktober: Gespräch mit den
Betriebsratsvorsitzenden der Wertheimer Firmen.
Das
Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg und die KEA Klimaschutz- und
Energieagentur Baden-Württemberg zeichnen wegweisende Vorreiterinnen und
Mitgestalter der Mobilitätswende aus. Die Landkreisverwaltung und die VGMT
haben mit dem Projekt „Konzeption, Einrichtung, Betreuung und Weiterentwicklung
des Ruftaxi-Angebotes im Main-Tauber-Kreis“ an dem Wettbewerb „Wir machen
Mobilitätswende“ teilgenommen. Aus mehr als 50 Bewerbungen wurde die Bewerbung
der VGMT ausgewählt und zählt zu den 18 nominierten Projekten. Ein entsprechender Videodreh fand Anfang September statt. Die
Publikumsabstimmung erfolgt
über die Award-Webseite der KEA-BW. Die besten fünf
Nominierungen werden zusammen mit dem Publikumspreis im November 2022 von
Verkehrsminister Winfried Hermann MdL prämiert und gewürdigt.
Zudem fand
nach zweieinhalbjähriger Pause Anfang September ein Ruftaxi-Infotermin in
Hachtel statt. Je nach Pandemieentwicklung soll dieses Informationsangebot
wieder verstärkt angeboten werden.
1.7) Aktion „Bus und Bahn statt
Führerschein“ des Landes Baden-Württemberg
Zwischen
dem 1. Dezember 2021 bis 31. August 2022 konnten
Rentnerinnen und Rentner aus Baden-Württemberg in den Mobilitätszentralen oder
Verkaufsstellen eine kostenlose „Karte ab 60“ erhalten. Voraussetzung für die kostenlose Jahreskarte
war der Nachweis über den freiwilligen Verzicht der Fahrerlaubnis, welcher
durch die Rückgabe des Führerscheins bei der Fahrerlaubnisbehörde ausgestellt
wurde. Im Main-Tauber-Kreis haben 30 Rentnerinnen und Rentner an dieser Aktion
teilgenommen.
3.
Finanzielle Auswirkungen
Keine.
4. Klimarelevanz
Einschätzung
der Klimarelevanz:
Auswirkungen auf den Klimaschutz |
keine |
negativ |
Bei
positiven und negativen Auswirkungen des Beschlusses bzw. der Maßnahme auf den
Klimaschutz:
Treibhausgas(THG)-Ausstoß
in CO2-eq |
|||
Erhebliche Reduktion |
Geringfügige Reduktion |
Geringfügige Erhöhung |
Erhebliche Erhöhung |
Verfasser/-in: Thorsten Haas
Bereich/Amt: Verkehrsgesellschaft Main-Tauber mbH (VGMT)
Dezernatsleitung: Ursula Mühleck