Betreff
Bericht der Geschäftsführung
Vorlage
VGMT/032/2022
Aktenzeichen
797/VGMT
Art
Aufsichtsratsdrucksache VGMT

Beschlussantrag:

 

Der Aufsichtsrat nimmt den Bericht der Geschäftsführung zur Kenntnis.

 

 

1. Sachverhalt

1.1) Rückschau 9-Euro-Ticket

Laut Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wurden in den Monaten Juni bis August bundesweit mehr als 62 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft. Davon erhielten zehn Millionen Menschen die Ermäßigung automatisch über bestehende Abonnements. Die Meinungen und Erkenntnisse zu dem Aktionsticket reichen von „Voller Erfolg“ bis „Personal und Infrastruktur an der Belastungsgrenze“ bzw. „Versäumnisse der Vergangenheit offengelegt“. Trotz der staatlichen Investition von mindestens 2,5 Milliarden Euro ist es nicht in hohem Maße dazu gekommen, dass Pendlerinnen und Pendler vom Auto auf Bus und Zug umgestiegen sind. Vielmehr zeigen Erhebungen und Erfahrungen, dass das 9-Euro-Ticket vorwiegend für zusätzliche Freizeitfahrten genutzt worden ist, welche ohne dieses Angebot vielfach gar nicht stattgefunden hätten.

 

Im Main-Tauber-Kreis wurde das 9-Euro-Ticket ebenfalls stark genutzt. Fahrgastzuwächse wurden vornehmlich auf den Bahnstrecken und den Bushauptachsen verzeichnet. Bei der VGMT und den Busunternehmern wurden mehr als 4.500 Tickets verkauft. Wenn man zu den Barverkäufen die bestehenden Abonnements hinzuaddiert, wurden alleine in der VGMT-Geschäftsstelle in Lauda 22.500 Aktionstickets verkauft. Im Ruftaxiverkehr wurden im Juni und Juli Rekordfahrgastzahlen erreicht. Knapp die Hälfte der Ruftaxi-Fahrgäste war im Besitz eines 9-Euro-Tickets.

 

Besonders die Bestandskundinnen und -kunden profitierten von der Einführung des 9-Euro-Tickets. Im Zeitraum Juni bis August wurden ebenfalls die Preise aller Fahrkarten-abonnements auf 9 Euro reduziert. Somit konnten die betroffenen Familien und Berufstätigen im Landkreis durch den Einsatz von Steuergeldern um knapp 640.000 Euro entlastet werden.

 

Die Einfachheit in der Tarifstruktur und die bundesweite Anerkennung des Aktionstickets kann durchaus positiv bewertet werden. Hierdurch konnten zusätzliche Nutzerinnen und Nutzer auf den ÖPNV aufmerksam gemacht werden. Diese haben sich teilweise erstmals mit den ÖPNV-Angeboten vor Ort befasst und genutzt. Damit aber eine echte Verkehrswende gelingen kann, bedarf es neben weiteren attraktiven und verständlichen Tarifangeboten einer grundlegenden Weiterentwicklung der Infrastruktur, weiteren Taktverdichtungen, einer ausreichenden Personalausstattung sowie niederschwelligen Informationsangeboten.

 

 

1.2) Statusbericht Ruftaxiverkehre

Mit Beginn der Corona Pandemie sind die Fahrgastzahlen im Ruftaxiverkehr phasenweise stark zurückgegangen. Die Schließung von Freizeiteinrichtungen und Gaststätten, zwischenzeitliche Ausgangsbeschränkungen, ein geändertes Mobilitätsverhalten der Bürgerinnen und Bürger sowie die Reduzierung der maximal zulässigen Fahrgastkapazitäten wirkten sich unmittelbar auf die Inanspruchnahme und die durchschnittlichen Besetztzahlen des Verkehrsangebots aus. Seit August letzten Jahres haben sich die Fahrgastzahlen auf einem hohen Niveau stabilisiert. Bereits in den Monaten März bis Mai konnte ein Anstieg der Nutzerzahlen festgestellt und neue Rekordergebnisse erzielt werden. Mit Einführung des
9-Euro-Tickets zog die Inanspruchnahme der Ruftaxiverkehre nochmals an. Der bisherige Höchstwert von 3.351 Fahrgästen wurde im Juli 2022 erzielt. Circa 50 Prozent der Ruftaxifahrgäste waren im Besitz eines 9-Euro-Tickets.

 

 

Mit dem Anstieg der Nutzerzahlen und der gebuchten Fahrten steigen auch die variablen Kosten des Verkehrsangebots. Im Jahr 2021 betrug der Anteil der Grundvergütung der Ruftaxiunternehmen durchschnittlich 48 Prozent und der Anteil der variablen Vergütung lag bei 52 Prozent. Im Jahr 2022 lag der Wert der Grundvergütung bei 41 Prozent und die variable Vergütung bei 59 Prozent. Bei Betrachtung des 9-Euro-Ticket-Aktionszeitraums verschieben sich die Anteile der Grundvergütung auf 39 Prozent und die Anteile der variablen Vergütung auf 61 Prozent. Die Gesamtkosten des Ruftaxisystems für den Main-Tauber-Kreis steigen laut aktueller Prognose auf voraussichtlich 615.000 Euro. Ursprünglich veranschlagt waren 565.000 Euro. Die Mehrkosten sind für die Gesellschaft an sich erfolgsneutral, erhöhen jedoch den Aufwand des Landkreises.

 

Aufgrund der Kostensteigerungen im Ruftaxiverkehr, der coronabedingten Mindereinnahmen sowie der Energiekostensteigerungen wurde die geplante Taktverdichtung der Ruftaxiverkehre zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 vorerst verschoben. Die weiteren Entwicklungen werden abgewartet und entsprechend berücksichtigt.

 

 

1.3) Statusbericht Mobilitätszentralen im Main-Tauber-Kreis

Am 23. September 2022 wurden die Vereinbarungen für die Mobilitätszentrale Wertheim im Arkadensaal des Wertheimer Rathauses unterzeichnet. Projektpartner der Mobilitätszentrale Wertheim sind der Main-Tauber-Kreis, die Stadt Wertheim, das Unternehmen Taxi Stemmer, die Stadtwerke Wertheim, die Firma Ansmann, der Verkehrsverbund Rhein-Neckar und die VGMT. Zum Leistungsspektrum der Mobilitätszentrale Wertheim zählen neben klassischen Aufgaben wie der Fahrplan- und Tarifberatung sowie dem Verkauf von Nah- und Fernverkehrstickets unter anderem auch die Vermarktung von E-Car- und E-Bike-Sharing-Angeboten. Als Verleihsystem kommt die App der Firma MOQO zum Einsatz. Dieses Hintergrundsystem kommt bereits seit mehr als einem Jahr bei dem E-Auto des Stadtwerk Tauberfranken in Igersheim zum Einsatz und ist ebenfalls für ein weiteres Fahrzeug vorgesehen, welches zeitnah in Külsheim stationiert werden soll. Die Inbetriebnahme der Mobilitätszentrale Wertheim erfolgt noch im Jahr 2022. Eine frühestmögliche Inbetriebnahme wird angestrebt.

 

Bezüglich der Mobilitätszentrale Lauda befinden sich die Landkreisverwaltung und die VGMT in fortlaufenden Gesprächen mit den aktuellen und möglichen neuen Eigentümern des Bahnhofs, des Strabag-Gebäudes und des ehemaligen Postgebäudes sowie der Stadt Lauda-Königshofen. Prognosen über den weiteren Verlauf sind aufgrund teilweise noch nicht erfolgter Eigentümerwechsel, der Beauftragung von Schadstoffgutachten, Denkmal- und Brandschutzbelangen sowie der aktuellen Situation auf dem Handwerker- und Baumaterialmarkt kaum möglich. Ziel bleibt unverändert ein zeitnaher Umzug der VGMT-Geschäftsstelle in eines der oben aufgeführten Gebäude.

 

Am Bahnhof Bad Mergentheim wird bereits seit mehreren Jahren eine Mobilitätszentrale betrieben. Dank der finanziellen Unterstützung des Main-Tauber-Kreises und der Stadt Bad Mergentheim konnten die vertraglich geforderten Wochenöffnungszeiten auf 51,5 Stunden erweitert werden. Bereits im Juni 2020 wurde das Verkehrs- und Beratungsangebot um einen E-Auto- und E-Bike-Verleih erweitert. Voraussichtlich im ersten Quartal 2023 wird das E-Auto ersetzt. In diesem Zuge wird auch das Verleihsystem umgestellt. Ab dann kommt in Bad Mergentheim ebenfalls das Hintergrundsystem der Firma MOQO zum Einsatz.

1.4) Betreiberwechsel beim NightLife-Shuttle

Zum 1. September erfolgte ein Betreiberwechsel der NightLife-Linie 989 Wertheim – Würzburg. Neuer Betreiber ist die Firma Seitz mit Sitz in Külsheim. Der bisherige Betreiber, die Firma AURO aus Hasloch, kann die Linie aus personellen Gründen leider nicht mehr fortführen. Die bisher gemeinsam betriebene NightLife-Linie 990 Tauberbischofsheim – Würzburg wird seit dem 1. September durch die Firma Eisenhauer mit Sitz in Tauber-bischofsheim betrieben. Bisher wurden die Fahrten der Linie 990 abwechselnd durch die Firmen Eisenhauer und Seitz produziert. Es zeichnet sich bereits seit mehreren Jahren ab, dass die Durchführung von Abend- und Nachtverkehren zunehmend schwieriger wird.

 

 

1.5) Neues Abo-System

Wie in der 56. Aufsichtsratssitzung berichtet, hat die VGMT ein neues Vertriebs-hintergrundsystem angeschafft. Die Anwenderschulungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der VGMT erfolgten im April dieses Jahres. Aufgrund von Verzögerungen bei der Migration der Bestandsdaten musste die Inbetriebnahme verschoben werden. Die Abwicklung der 9-Euro-Tickets erfolgte somit noch im Bestandssystem. Seit dem 1. September arbeitet das Abo-Center ausschließlich mit dem neuen System. Die Neukundinnen und Neukunden werden bereits seit dem 1. August in dem neuen System erfasst. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme des Abo-Systems sollen zeitnah die Mandanten für die Schulsekretariate sowie die Onlinezugänge für die Bestandskunden umgesetzt werden.

 

 

1.6) 25 Jahre VGMT

Am 27. Mai 2022 „feierte“ die Verkehrsgesellschaft Main-Tauber (VGMT) ihren 25. Geburtstag. Anlässlich des Jubiläums konnten die Bürgerinnen und Bürger an diesem Tag die Bus- und Ruftaxiangebote im Landkreis kostenfrei nutzen.

 

Am 1. Juli fand im i_Park in Lauda ein Jubiläumsfestakt statt. Landrat Christoph Schauder, Verkehrsminister Winfried Hermann MdL und Sebastian Seitz, stellvertretend für die privaten Busunternehmer im Landkreis, gratulierten zu diesem Jubiläum. Prof. Dr. Heiner Monheim vom Institut für Raumentwicklung und Kommunikation in Trier hielt einen Impulsvortrag. Während der Veranstaltung konnten die Gäste unter anderem auch an Rundfahrten mit den ausgestellten Linienbussen aus den Jahren 1962 bis 2019 teilnehmen. Anlässlich des Jubiläums wurde eine Jubiläumsbroschüre aufgelegt und es erschien eine Jubiläums-sonderseite in den Fränkischen Nachrichten.

 

Am 24. Juli nahm die VGMT mit einem Infostand an der Messe fn-mobil in Tauberbischofsheim teil. Besonderes Highlight war eine Buspulling-Aktion, welche zunächst für einen geschlossenen Teilnehmerkreis zur Verfügung stand. Im Laufe der Veranstaltung konnten alle Veranstaltungsbesucherinnen und -besucher ihre Kraft unter Beweis stellen.

 

Für die Monate Juli und August wurden über Facebook und im Rahmen der Messe fn-mobil 70 9-Euro-Tickets verlost.

 

 

1.7) Marketing und Infotermine

Zusätzlich zu den regulären Marketingaktivitäten sowie den Aktionen zum 25-jährigen Jubiläum nahm die VGMT an verschiedenen Informationsveranstaltungen und Gesprächsterminen teil:

·         März: Kommunalpolitischen Treffen von Bündnis '90 / Die Grünen Kreisverband Main-Tauber zum Thema Mobilität. Austausch mit Silke Gericke MdL (Sprecherin für Verkehr) und Michael Joukov MdL (Sprecher für Bahnpolitik)

·         Mai: Zukunftsforum der CDU Wertheim zum Thema Mobilität im Ländlichen Raum.

·         Juli: Besuch der VGMT-Geschäftsstelle durch Vertreterinnen und Vertreter der Jungen Union Lauda-Königshofen.

·         September: Klaus Ranger MdL (SPD) besuchte die Mobilitätszentrale Bad Mergentheim im Rahmen seiner Sommer-Tour 2022 – Schwerpunktthema Mobilität.

·         September: Infostand auf der AGIMA-Messeshow im Rahmen der Königshöfer Messe.

·         Oktober: Gespräch mit den Betriebsratsvorsitzenden der Wertheimer Firmen.

 

Das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg und die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg zeichnen wegweisende Vorreiterinnen und Mitgestalter der Mobilitätswende aus. Die Landkreisverwaltung und die VGMT haben mit dem Projekt „Konzeption, Einrichtung, Betreuung und Weiterentwicklung des Ruftaxi-Angebotes im Main-Tauber-Kreis“ an dem Wettbewerb „Wir machen Mobilitätswende“ teilgenommen. Aus mehr als 50 Bewerbungen wurde die Bewerbung der VGMT ausgewählt und zählt zu den 18 nominierten Projekten. Ein entsprechender Videodreh fand Anfang September statt. Die Publikumsabstimmung erfolgt über die Award-Webseite der KEA-BW. Die besten fünf Nominierungen werden zusammen mit dem Publikumspreis im November 2022 von Verkehrsminister Winfried Hermann MdL prämiert und gewürdigt.

 

Zudem fand nach zweieinhalbjähriger Pause Anfang September ein Ruftaxi-Infotermin in Hachtel statt. Je nach Pandemieentwicklung soll dieses Informationsangebot wieder verstärkt angeboten werden.

 

1.7) Aktion „Bus und Bahn statt Führerschein“ des Landes Baden-Württemberg

Zwischen dem 1. Dezember 2021 bis 31. August 2022 konnten Rentnerinnen und Rentner aus Baden-Württemberg in den Mobilitätszentralen oder Verkaufsstellen eine kostenlose „Karte ab 60“ erhalten. Voraussetzung für die kostenlose Jahreskarte war der Nachweis über den freiwilligen Verzicht der Fahrerlaubnis, welcher durch die Rückgabe des Führerscheins bei der Fahrerlaubnisbehörde ausgestellt wurde. Im Main-Tauber-Kreis haben 30 Rentnerinnen und Rentner an dieser Aktion teilgenommen.

 

3. Finanzielle Auswirkungen

Keine.

 

 

4. Klimarelevanz

Einschätzung der Klimarelevanz:

Auswirkungen auf den Klimaschutz

positiv

keine

negativ

 

Bei positiven und negativen Auswirkungen des Beschlusses bzw. der Maßnahme auf den Klimaschutz:

Treibhausgas(THG)-Ausstoß in CO2-eq

Erhebliche Reduktion

Geringfügige Reduktion

Geringfügige Erhöhung

Erhebliche

Erhöhung

 

 

Verfasser/-in: Thorsten Haas

Bereich/Amt: Verkehrsgesellschaft Main-Tauber mbH (VGMT)

Dezernatsleitung: Ursula Mühleck