Betreff
Schaffung einer pädagogischen Fachberatung beim Jugendamt
Vorlage
KT/598/2023
Aktenzeichen
416.334
Art
Sitzungsvorlage KT

Beschlussantrag:

 

1.    Im Jugendamt wird zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine pädagogische Fachberatung im Umfang einer Vollzeitstelle zur Unterstützung der Kindertageseinrichtungen in kommunaler und freier Trägerschaft im Main-Tauber-Kreis geschaffen.

 

2.    Die Einstufung der pädagogischen Fachberatung erfolgt in Entgeltgruppe 12 TVöD SuE.

 

1. Sachverhalt

Siehe Kreistagsdrucksachen JHA/0085/2020, JHA/0102/2021, JHA/113/2022 und JHA/122/2022.

 

Ausreichende und geeignete Angebote der Tagesbetreuung für Kinder ab Vollendung des
1. Lebensjahres gehören heute zur Daseinsvorsorge für junge Menschen und ihre Familien. Sie sind wichtige Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und gleichzeitig stellen sie ein erstes Bildungs- und Erziehungsangebot für Kinder außerhalb der Familie dar.

 

Es handelt sich um eine kommunale Aufgabe, die die Städte und Gemeinden sowie der Landkreis mit unterschiedlichen Zuständigkeiten gemeinsam wahrnehmen. Der Landkreis verantwortet die Angebote der Kindertagespflege. Nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) trägt er darüber hinaus die Gesamtverantwortung für die Bereitstellung geeigneter Jugendhilfe- und Betreuungsangebote inklusive der Planungsverantwortung. Im Rahmen dieser Zuständigkeit dokumentiert das Jugendamt jährlich den Ausbaustand in der Kindertagesbetreuung und greift aktuelle Entwicklungen auf.

 

Aufgrund vielfältiger Problemanzeigen aus Kindertageseinrichtungen erhielt die Verwaltung des Jugendamtes in der Jugendhilfeausschusssitzung im Mai 2019 den Auftrag, die Erfordernisse für „Kinder mit besonderen sozialen und emotionalen Bedürfnissen“ systematisch aufzuarbeiten.

 

Im Jahr 2020 fand eine für den Landkreis repräsentative Befragung von insgesamt 43 Kindertageseinrichtungen in Lauda-Königshofen, Tauberbischofsheim und Wertheim statt, die mit einer 100-prozentigen Rücklaufquote abgeschlossen werden konnte. Die Befragung wurde durch die Evangelische Fachhochschule Nürnberg wissenschaftlich begleitet und vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg als landesweit relevantes Modellprojekt gefördert.

 

Ein wesentliches Ergebnis war, dass Auffälligkeiten bzw. große emotionale und soziale Bedürfnisse vor allem bei sprachlichen Defiziten sowie einer Häufung von sozialen Problemlagen in der Familie auftreten und in etwa 20 – 25 Prozent der Kinder betreffen (entspricht dem Normbereich auf Bundes- und Landesebene).

 

Als maßgebliche Schlussfolgerung neben einer verbesserten Sprachförderung, der praxisgerechteren Ausbildung der Kita-Fachkräfte und einer Anpassung der Integrationshilfen (diese Themen werden/wurden anderweitig aufgegriffen) wurde eine umfangreichere pädagogische Beratung der Kita-Fachkräfte und -Leitungen in schwierigen Konstellationen analysiert. Daraus folgte die Ableitung der Notwendigkeit eines institutionalisierten Angebotes „pädagogische Fachberatung für die Kindertageseinrichtungen“. Diese soll primär einzelfallunabhängige Vernetzungs- und Unterstützungsarbeit leisten und so zur Entlastung der Fachkräfte vor Ort beitragen.

 

Der Jugendhilfeausschuss stimmte dem entsprechenden Konzeptionsentwurf des Jugendamtes mit einer 1,0 Fachkraftstelle in Anstellungsträgerschaft des Landratsamtes / Jugendamtes im Oktober 2022 zu.

 

Allerdings konnte die Stelle bislang wegen vorrangiger Stellen im Pflichtaufgabenbereich nicht geschaffen werden. Zwischenzeitlich besteht die Möglichkeit, in diesem wichtigen Bereich tätig zu werden.

 

Damit möglichst rasch die notwendige Unterstützung und Entlastung erfolgen kann, wird vorgeschlagen, eine pädagogische Fachberatung auf der Grundlage der bestehenden Konzeption beim Jugendamt noch im laufenden Jahr einzurichten und eine 1,0 sozialpädagogische Fachkraftstelle im Aufgaben-/Sachgebiet Jugendhilfeplanung möglichst zeitnah zu schaffen. Sinnvoll ist dabei die Besetzung mit 2 x 0,5 Stellenanteilen und einer örtlichen Zuständigkeit jeweils für den nördlichen und südlichen Main-Tauber-Kreis, wodurch auch die notwendige Vertretung sichergestellt ist. Es ist beabsichtigt, dass die Fachberatung auch als aufsuchende heilpädagogische Fachberatung fungiert.

 

3. Finanzielle Auswirkungen

Die Schaffung einer pädagogischen Fachberatung hat bei einer Vollzeitanstellung
(1,0 Fachkraftstelle) jährliche Arbeitgeber-Gesamtaufwendungen in Höhe von ca. 71.100 Euro für den Anstellungsträger zur Folge (Entgeltgruppe 12 TvöD SuE 12, 2024).

 

 

4. Klimarelevanz

Einschätzung der Klimarelevanz:

Auswirkungen auf den Klimaschutz

positiv

keine

negativ

 

 

Verfasser/-in: Martin Frankenstein

Bereich/Amt: Dezernat für Jugend, Soziales und Gesundheit / Jugendamt

Dezernatsleitung: Elisabeth Krug